Es wird immer wieder gefragt: was kostet das, wenn ich mir Software entwickeln lasse? Die Antwort darauf ist genauso wahr wie sie unbefriedigend ist: es kommt drauf an.
Software kann eine riesige Preisspanne haben. Auch wenn Sie schon als „wirtschaftlicher Totalausfall“ beschrieben wurde, hat die reine Entwicklung der Corona Warn App wohl 7,15 Millionen Euro gekostet. Auf der anderen Seite starten Software-Projekte teilweise bei Entwicklungskosten von 2.000€ bis 5.000€. Wie schon gesagt, eine riesige Preisspanne. Und nicht nur deshalb ist die Frage nach dem Preis so wichtig. Als Kunde möchte ich die Möglichkeit haben, Angebote zu vergleichen.
Die Frage, die sich also stellt, ist: worauf kommt es denn eigentlich an? In diesem Artikel versuchen wir die Frage zu klären und gehen darauf ein, welche Faktoren Einfluss auf die Preisfindung haben.
1. Was ist überhaupt Software?
Der Begriff Software bezeichnet eine Reihe von Anweisungen, Daten oder Programmen, die zum Betrieb von Computern und zur Ausführung bestimmter Aufgaben verwendet werden. Software ist ein allgemeiner Begriff, der sich auf Anwendungen, Skripte und Programme bezieht, die auf einem softwaregesteuerten Gerät ausgeführt werden. Die beiden wesentlichen Arten von Software sind Anwendungssoftware und Systemsoftware. Systemsoftware ist die Art von Software, die zwischen Hardware (also allen physischen Bestandteilen eines Computers) und Anwendungssoftware interagiert und somit eine Plattform für das Betreiben von Anwendungssoftware bietet. Anwendungssoftware hingegen ist dafür da, um bestimmte Aufgaben auszuführen. Als Beispiel: Ein MacBook Pro ist Hardware, darauf ist die Systemsoftware MacOS aufgespielt. Diese bietet wiederum die Möglichkeit Anwendungssoftware wie Adobe InDesign zu installieren und auszuführen.
2. Welche Arten von Software gibt es?
Der erste preisbestimmende Faktor, auf den es ankommt, wenn man sich Software entwickeln lassen möchte ist, ob es wirklich notwendig ist, sich die Software entwickeln zu lassen. Teilweise gibt es bereits Branchenlösungen oder Standardsoftware, die einen großen Teil der Anforderungen abdeckt und eventuell nur individuell angepasst werden muss.
Standardsoftware
Ebenso wie bei Individualsoftware ist das, was bei der Standardsoftware drauf steht auch das, was drin ist. Standardsoftware ist Software, die nicht für den Einzelfall sondern für eine breite Masse an Anwendern entwickelt wurde. Dementsprechend werden kaum Sonderfälle sondern nur Standardfälle abgedeckt – Standardsoftware eben. Eins der beliebtesten Beispiele für Standardsoftware ist Software aus dem Microsoft-Office Paket wie zum Beispiel Word, Excel oder PowerPoint. Standardsoftware wird üblicherweise als Lizenz verkauft oder vermietet. Die Software von Adobe (Photoshop, inDesign, etc.) ist ein gutes Beispiel für die Vermietung von Softwarelizenzen. Lizenzgebühren für Standardsoftware liegen üblicherweise zwischen 5€ und 50€ im Monat.
Branchenlösung
Die Branchenlösung befindet sich irgendwo in der Mitte zwischen Individual- und Standardsoftware. Branchensoftware ist, wie der Name schon sagt, Software, die auf eine Branche zugeschnitten wurde. Sie wurde also nicht wie die Standardsoftware für möglichst viele Anwender entwickelt, aber auch nicht wie die Individualsoftware für nur einen Anwender bzw. ein Unternehmen. Ein gutes Beispiel für eine Branchenlösung ist CAAD-Software (Computer-aided architectural design). Mit dieser können Architekten rechnergestützte Entwürfe anfertigen. Der Preis für Branchensoftware ist normalerweise etwas teurer als der für Standardsoftware. Für eine CAAD Software von Autodesk werden ca. 2000€ fällig.
Individualsoftware
Die Dritte Möglichkeit ist, sich Software entwickeln zu lassen. Individualsoftware ist eine für einen bestimmten Anwender oder einen bestimmten Anwendungsfall konzipierte und angefertigte Softwareanwendung. Dabei wird die Software anhand der vorgegebenen Anforderungen entwickelt. Durch dieses Festhalten der Anforderungen wird sichergestellt, dass sich die fertige Individualsoftware an die Wünsche und Vorlieben des Anwenders, sowie die eventuellen Eigenheiten und Sonderfälle des abzubildenden Geschäftsprozesses anpasst. Wie bereits in der Einleitung erwähnt, variieren die Kosten für Individualsoftware extrem. Normalerweise liegen Projekte zwischen ein paar tausend Euro und mehreren hunderttausend Euro.
Jetzt unverbindliches Erstgespräch buchen.
3. Faktoren für den Preis von Software
Der tatsächliche Preis von Software ist von extrem vielen Faktoren abhängig. Um wirklich alle zu nennen, müsste man auch Faktoren wie Ort oder Entwickler mit einberechnen, denn je nach Ort sind Entwicklungsleistungen teurer oder günstiger. Außerdem kostet die Leistung von Senior Developern mehr als die Leistung von Junior Developern. UI oder UX Designer haben wiederum andere Stundensätze. Die folgende Liste hat somit keinen Anspruch auf Vollständigkeit:
Art des Softwareprojekts
Die Kosten für die Softwareentwicklung hängen in erster Linie von der Art des Softwareprojekts ab. Verschiedene Arten der Softwareentwicklung wie Web-, Mobil- oder plattformübergreifende Anwendungen sind mit unterschiedlichen Kosten verbunden. Um eine Vorstellung von den Kosten zu bekommen ist es daher wichtig, dass Sie die Art der Softwareentwicklung kennen, nach der Sie suchen.
Komplexität
Dies ist einer der wichtigsten Faktoren, die die Preisgestaltung beeinflussen. Wenn es sich um ein hochkomplexes Softwareprojekt handelt, ist es sehr wahrscheinlich, dass es Sie mehr kostet als bei einer einfacheren Logik.
Funktionsumfang
Dieser Punkt scheint logisch zu sein, sollte aber dennoch erwähnt werden. Je mehr Funktionen die finale Software bereitstellen soll, desto mehr Zeit nimmt die Entwicklung in Anspruch und desto höher wird auch der Preis. Dieser Punkt ist zwar nicht pauschal wahr, in den meisten Fällen trifft er allerdings zu.
Schnittstellenprogrammierung
Wenn die Software mit anderer Software kommunizieren muss oder Schnittstelle für die Datenmigration zu anderer Software oder anderen Datenbanken zur Verfügung stellen soll, kann dies ein relevanter Faktor für die Preisfindung sein.
Kombination
Die genannten Faktoren lassen sich zwar rein theoretisch singulär betrachten, in der Praxis sind sie aber nicht wirklich von einander trennbar. Selbst ein riesiger Funktionsumfang mit den einfachsten Funktionen mag teilweise günstiger sein, als ein geringerer Umfang mit einem höheren Komplexität. Eine Plattform zu programmieren ist zwar an sich komplexer als eine App, aber auch bei diesem Vergleich lässt sich nicht pauschal sagen, dass die Plattform teurer wird.
4. Anforderungsanalyse
Um wirklich eine reelle Schätzung zu schaffen, wie teuer es ist, sich die gewünschte Software entwickeln zu lassen, müssen zunächst die Anforderungen an das Projekt, sowie an die fertige Software analysiert werden. Das Ziel dabei ist es, die Anforderungen des Auftraggebers an das zu entwickelnde System zu ermitteln, zu strukturieren und zu prüfen.
Je nach gewähltem Entwicklungsmodell wird das Ergebnis entweder in einem Lastenheft bzw. Leistungsbeschreibung dokumentiert oder bei einer agilen Vorgehensweise resultiert daraus ein Product Backlog.
5. Preisschätzung
Existiert eine vollständige Anforderungsanalyse bereits, kann eine Preischätzung erfolgen. Diese wird bei uns von zwei verschiedenen Developern via 3-Punkt-Schätzung durchgeführt.
3-Punkt-Schätzung
Die 3-Punkt-Schätzung ist eine Methode zur Kosten- bzw. Aufwandsschätzung aus dem Bereich der Experten-Schätzung. Aus wenigen Informationen lassen sich damit Aufwands- oder Kostenrisiko zu vorgegebenen Sicherheiten berechnen. Die 3-Punkt-Schätzung hat deshalb große Bedeutung erlangt, da sie auch nicht steuerbare und damit zufällige Beeinflussungen eines Projekts berücksichtigt.
Auch wenn die empirischen und theoretischen Grundlagen komplex sind, ist die
Methode dennoch einfach anzuwenden. Im Gegensatz zu einer einfachen Experten-Schätzung, die in der Regel mit nur einem Schätzwert arbeitet, werden bei der 3-Punkt-Schätzung folgende Werte zur Berechnung der Kosten bzw. des Aufwands benötigt.
- 1. Optimistischer Wert: Ein Schätzwert für den optimalen und besten Fall (Best-Case), wenn alles glatt läuft und sich keine Hindernisse ergeben, auch als optimistische Schätzung bezeichnet.
- 2. Realistischer Wert: Der Schätzung, die aufgrund der bisherigen Erfahrungswerte am ehesten eintrifft (Likely-Case). Auch realistische Schätzung genannt.
- 3. Pessimistischer Wert: Der Schätzung für den schlechtesten Fall (Worst-Case), unter der Voraussetzung, dass das Vorhaben immer noch realisiert werden kann. Also ein Wert, der berücksichtigt, dass angenommene Risiken eintreten, daher als pessimistische Schätzung bezeichnet.
Die drei Werte decken somit einen Bereich von einer optimistischen bis hin zu einer pessimistischen Einschätzung ab.
Um einen tatsächlichen Wert zu erhalten wird nun entweder der Durchschnitt errechnet, oder die einzelnen Werte werden gewichtet und daraus wird ein Durchschnitt errechnet.
6. Fazit
- Wie bereits mehrfach angesprochen, hängt der finale Preis einer Individualsoftware von vielen verschiedenen Faktoren ab, die sich in Teilen auch noch gegenseitig bedingen.
- Die Preise für Software liegen zwischen niedrigen vierstelligen Beträgen und Millionenbeträgen.
- Es gibt drei verschiedene Arten von Software, die alle ihren Anwendungsfall haben. Welche wirklich die richtige ist, sollte vorher geprüft werden.
- Um eine wirkliche Preiseinschätzung für ein geplantes Softwareprojekt zu erhalten, benötigt es einer Anforderungsanalyse.