Wenn ein Hersteller von Individualsoftware einen Artikel veröffentlicht, in dem es darum geht, warum die Entwicklung von Individualsoftware relevant ist, ist dies eventuell nicht ganz frei von Eigenwerbung. In diesen Fällen spricht man von einem sogenannten Confirmation Bias – der Neigung dazu, Informationen so auszuwählen, dass diese die eigenen Erwartungen erfüllen.
Deshalb haben wir für diesen Artikel eine Studie mit dem Titel „Status Quo: Einsatz von Individualsoftware in deutschen Unternehmen“ ausgewählt, die unsere Erwartungen erfüllt. Im Auftrag von Dr. Eckhardt + Partner hat die techconsult GmbH über 200 IT und Softwareentscheider zum Thema Individualsoftware befragt und dabei, unserer Meinung nach, interessante Erkenntnisse geschaffen.
Was die Entwicklung von Individualsoftware heute also so relevant macht, erklären wir in diesem Artikel.
1. Was ist Individualsoftware?
Die Entwicklung von Individualsoftware ist die Entwicklung einer Softwareanwendung, die für einen bestimmten Anwendungsfall konzipiert und angefertigt wird. Dabei wird die Software anhand der vorgegebenen Anforderungen entwickelt. Durch dieses Festhalten der Anforderungen wird sichergestellt, dass sich die Entwicklung der Individualsoftware an die Wünsche und Vorlieben des Anwenders, sowie die eventuellen Eigenheiten und Sonderfälle des abzubildenden Geschäftsprozesses anpasst. Im Gegensatz zu Standardsoftware werden für die Entwicklung von Individualsoftware normalerweise keine Lizenzgebühren fällig. Dafür sind die initialen Kosten für die einzelne Person oder das einzelne Unternehmen erst einmal teurer als die Kosten für die Anschaffung von Standardsoftware.
2. Arten von Individualsoftware
Die Entwicklung von Individualsoftware wird häufig dann in Anspruch genommen, wenn auf dem Markt keine Software zur Verfügung steht, die gewünschte Funktionen abdeckt. Allerdings sind auch Wettbewerbsvorteile durch bessere Software oder der Wunsch nach der „perfekten“ Lösung Gründe für die Inanspruchnahme von individuellen Entwicklungsleistungen. In manchen Fällen ist die Entwicklung von Individualsoftware die einzig wirkliche Möglichkeit. Nämlich dann, wenn eine digitale Geschäftsidee verwirklicht werden soll.
Laut der Studie „Status Quo: Einsatz von Individualsoftware in deutschen Unternehmen“ ist die Systemsoftware mit 58% die Art der Entwicklung von Individualsoftware, die am meisten in Anspruch genommen wird. Systemsoftware ist die Grundlage für darauf basierende Anwendungssoftware. Sie ist die Gesamtheit aller Programme und Dateien, die sämtliche Abläufe bei Betrieb eines Rechners steuert. Ein bekanntes Beispiel für Systemsoftware ist der GRUB, ein Bootloader für das Betriebssystem Linux. Weitere beliebte Arten von Individualsoftware sind Web-Apps, Desktop-Anwendungen, Mobile-Apps, Embedded Software und Cloud-Lösungen.
Insbesondere aus unserer Erfahrung heraus steigt der Bedarf für Cloud-Lösungen und auch für Web-Apps massiv an. Dies schlägt sich auch in der Studie nieder. 38% der Befragten gaben an, für Web-Apps auf die Entwicklung von Individualsoftware zurückgegriffen zu haben oder darauf zurückgreifen zu wollen. Immerhin fast ein Viertel (24%) gaben an, dass dies auch für Cloud-Lösungen der Fall sei.
3. Was spricht für die Entwicklung von Individualsoftware?
Keine gute Alternative
Wie bereits erwähnt ist einer der Gründe für die Entwicklung von Individualsoftware, dass keine Software zur Verfügung steht, die gewünschte Funktionen abdeckt. Tatsächlich entscheidet sich laut oben genannter Studie ca. jedes zweite Unternehmen aus diesem Grund für die Entwicklung von Individualsoftware.
Integration
Ein weiterer wichtiger Grund für die Entwicklung von Individualsoftware ist aus unserer Sicht die Integration in bestehende IT Systeme und somit die Bereitstellung von notwendigen Schnittstellen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass vor allem größere Unternehmen Systeme nach und nach aktualisieren. Ein Roll-Out von größerem Ausmaß ist mit erheblich höheren Kosten verbunden als Teilsysteme zu aktualisieren. Dies ist aber mit Standardsoftware nicht wirklich abdeckbar, weshalb sich hier häufig für Individualsoftware entschieden wird. Dies wird im Grunde auch von den Ergebnissen der Studie bestätigt, denn ca. drei viertel der Befragten gaben an, dass die Anpassung an bestehende Software wichtig bis sehr wichtig sei.
Wettbewerbsvorteil
Mit Individualsoftware lässt sich ein Wettbewerbsvorteil schaffen. Eine Software, die das, was die Konkurrenz mit Standardsoftware besser, schneller oder fehlerfreier macht, schafft schnell einen Vorteil. Genauso kann individuelle Software als Marketinginstrument genutzt werden, um Kunden einen weiteren Nutzen zu bieten, den die Konkurrenz nicht bieten kann. Dies wird auch in Zahlen von den Studienergebnissen bestätigt. 77% der Befragten Unternehmen gaben an, dass bei der Bewertung strategischer Überlegungen der Wettbewerbsvorteil durch individuelle Funktionalitäten wichtig bis sehr wichtig sei.
Berücksichtigung von Anwenderwünschen
Interessanterweise scheint der wichtigste Grund, der für die Entwicklung von Individualsoftware spricht, der eigentlich offensichtlichste zu sein. Denn 79% gaben an, dass die bessere Berücksichtigung der Anwenderwünsche ein strategisch wichtiger bis sehr wichtiger Vorteil sei. Individualsoftware wird im Gegensatz zu Standardsoftware an die Anwenderwünsche angepasst. Insbesondere wenn Anwender täglich Programme im Arbeitsalltag nutzen, kann eine Anpassung an die Wünsche und Vorlieben dieser Anwender elementar sein. Ebenso wie die Schreibtischhöhe, die Festigkeit der Rückenlehne eines Schreibtischstuhls oder die Raumtemperatur Unterschiede machen können, kann eben auch Software einen Unterschied machen. Selbst wenn die Anpassung nur eine minimale Verbesserung bedeuten könnte, können sich diese langfristig bezahlt machen.
Jetzt unverbindliches Erstgespräch buchen.
4. Warum die Entwicklung von Individualsoftware outsourcen?
Auch diese Frage lässt sich aus der Sicht eines Herstellers für Individualsoftware nicht ganz ohne Hintergedanken beantworten. Allerdings sollte seitens des Unternehmens klar sein, ob die Entwicklung von Individualsoftware Inhouse oder extern stattfinden soll. Insgesamt lassen 78% aller befragten Unternehmen Individualsoftware extern entwickeln.
Im Folgenden sind die Vor- und Nachteile gegenübergestellt.
Vorteile
Bindet weniger Kapazitäten
Ein riesiger Vorteil davon, die Entwicklung von Individualsoftware auszulagern, ist, dass dies weitaus weniger Kapazitäten bindet. Für ein Projekt, dass zehn Entwickler benötigt muss also nicht unbedingt ein zehnköpfiges Team eingestellt werden. Das Projekt kann einfach abgegeben werden. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen der Studie wieder. 23% der befragten Unternehmen gaben an, dass keine internen Softwareentwickler zur Verfügung stehen würden. Jedes zweite Unternehmen gab als Grund für die Beauftragung von externen Anbietern an, dass grundsätzlich keine ausreichenden Ressourcen zur Verfügung stehen.
Nötiges Know-How
Als Hersteller von Individualsoftware besteht natürlich das notwendige Know-How, um diese auch herzustellen. Das muss innerhalb von Unternehmen, die einen anderen Fokus haben, nicht immer der Fall sein. Knapp ein Drittel der befragten Unternehmen aus er Studie gaben an, dass sowohl die Nutzung der Expertise von externen Anbietern ein Grund für die externe Beauftragung sei, als auch die eigenen mangelnden Fähigkeiten.
Preisgünstiger
Die Beauftragung von externen Dienstleistern für die Entwicklung von Individualsoftware kann unter Umständen preisgünstiger sein. 41% der Befragten gaben an, dass der Kostenaspekt ausschlaggebend für das Outsourcing sei. Insbesondere dann, wenn die internen Softwareprojekte nicht dauerhaft Thema sind, ist es von Vorteil, nicht dauerhaft Entwickler zu beschäftigen.
Nachteile
Eventuell kostenaufwändiger
Gerade noch ein Vorteil, ist der Preis jetzt schon ein Nachteil. Und beides ist wahr. In bestimmten Fällen macht die Rückwärtsintegration seitens der Unternehmen durchaus Sinn. Vor allen Dingen in den Fällen, in denen Unternehmen kontinuierlich Unterstützung im Bereich der Softwareentwicklung benötigen.
Fehlende Expertise in Geschäftsprozessen
Softwareunternehmen fehlt eventuell die Expertise in den jeweiligen Fachbereichen. Dies ist meistens unproblematisch, da ein frischer Blick auf Prozesse durch die Brille eines Softwareentwicklers auch vorteilhaft sein kann. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass eine gute Kommunikation zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer herrscht.
Projektunterstützung
Laut Studie wird dieses Prozedere in jedem dritten Unternehmen eingesetzt. Anstatt Projekte in Gänze auszulagern oder in Gänze Inhouse zu entwickeln, werden extererne Entwickler zur Entwicklung von Individualsoftware innerhalb der Unternehmen hinzugezogen.
Auch wir bieten dieses Modell, neben der kompletten Übernahme von Softwareprojekten, seit über 15 Jahren erfolgreich an.
Unternehmen profitieren von der Expertise der Entwickler und können gleichzeitig Entwickler flexibel hinzubuchen, falls mehr Ressourcen benötigt werden.
5. Fazit
- Insbesondere bei der Entwicklung von Systemsoftware werden Individualsoftwareprojekte angestoßen. Außerdem scheint die Anzahl von individuellen Cloud-Projekten und Web-Apps anzusteigen.
- Es gibt viele verschiedene Gründe dafür, Software individuell zu entwickeln. Die wichtigsten sind: Die Berücksichtigung von Anwenderwünschen, zu erzielende Wettbewerbsvorteile und die Integrierbarkeit in bestehende IT Systeme.
- Der Großteil aller Unternehmen lässt Individualsoftware extern entwickeln.
- Die Vorteile davon, Software extern entwickeln zu lassen, sind die geringere Bindung von Kapazitäten, das notwendige Know-How seitens der Hersteller und der Preis.